Die Österreichischen Werkstätten heute
Die Österreichischen Werkstätten orientierten sich am Geist der Wiener Moderne. Die Werkstätten wollen mit ihren Produkten ein besonderes Lebensgefühl vermitteln. Das Ladenlokal der Österreichischen Werkstätten in der Kärntner Straße 6 wurde 1999/2000 nach Entwürfen des Wiener Architekten Helmut Heistinger komplett umgestaltet.
Historische Entwicklung
Österreichische Werkstätten ist eine Handelsmarke für Kunst und Kunsthandwerk mit einem Geschäftslokal an der Wiener Kärntner Straße. Das Unternehmen geht auf eine Gründung des österreichischen Gestalters und Architekten Josef Hoffmann im Jahre 1948 zurück.
Historische Entwicklung bis 1933
1903 gründete Josef Hoffmann gemeinsam mit seinem Künstlerkollegen Koloman Moser und dem Industriellen Fritz Wärndorfer die Wiener Werkstätte. Ziel der Wiener Werkstätte war es, kunsthandwerklich gefertigte Gegenstände des täglichen Bedarfs, wie Möbel, Schmuck, Stoffe, Kleidung, Tischaccessoires, Glas- und Silberwaren herzustellen und über eigene Geschäfte zu vertreiben. Die Produkte der Wiener Werkstätte erfreuten sich beim wohlhabenden Wiener Bürgertum großer Beliebtheit.
Hohe Herstellungskosten, geringe Stückzahlen und ein begrenzter Markt brachten die Wiener Werkstätte wiederholt an den Rand des Konkurses. Das erste Mal war dies 1914 nach dem Ausstieg Fritz Wärndorfers, der sich finanziell verausgabt hatte, der Fall. Die Umgründung erfolgte am 24. März mit der Eintragung ins Handelsregister als „Betriebsgesellschaft m.b.H. der Wiener Werkstätte Produktivgenossenschaft für Gegenstände des Kunstgewerbes“. Der Erste Weltkrieg und der folgende Zusammenbruch Österreich-Ungarns bedeutete für die Wiener Werkstätte eine massive Zäsur. Die wichtige Kundenschicht des Industriellen- und Bankiers-Bürgertums war ihr verlorengegangen. Auch der Versuch der Expansion in neue Länder mit der Eröffnung von Filialen in New York, Zürich und Berlin brachte nicht den gewünschten Erfolg. Vor allem auch weil die kaufkräftige Basis in Wien fehlte.
Den letzten Rettungsversuch unternahm der Textilindustrielle Kuno Grohmann, doch auch er zog sich 1930 wieder zurück, ohne eine dauerhafte Verbesserung erreicht zu haben.1931 stieg Josef Hoffmann aus der Wiener Werkstätte aus und im September 1932 kamen die letzten verbliebenen Stücke im Auktionshaus Glückselig unter den Hammer. Die Wiener Werkstätte war Geschichte.
Deutscher Werkbund
Anlässlich der 5. Jahrestagung des Deutschen Werkbundes vom 6.–9. Juni 1912 in Wien wurde die Gründung eines Österreichischen Werkbundes beschlossen. Dessen erste Generalversammlung fand am 30. April 1913 statt. Unter den 178 Gründungsmitgliedern befanden sich neben bekannten Künstlern wie Josef Frank, Josef Hoffmann, Gustav Klimt, Kolo Moser, Otto Prutscher auch Unternehmen, deren Vertreter 35 Jahre später bei der Gründung der Österreichischen Werkstätten wieder eine wichtige Rolle spielten, J. & L. Lobmeyr und Joh. Backhausen.
Die erste große Bewährungsprobe des Österreichischen Werkbundes war die große Werkbundschau in Köln 1914. Der österreichische Pavillon beeindruckte Publikum wie Kritik. Diesem ersten Höhepunkt folgte allerdings sofort eine gravierende Zäsur. Der Erste Weltkrieg brachte künstlerische Betätigung und die Förderung der Kunst weitgehend zum Erliegen.
In den 1920er Jahren kam es im Österreichischen Werkbund aufgrund von Auffassungsunterschieden über die Akzeptanz industrieller Fertigung von kunsthandwerklichen Produkten zu einer vorübergehenden Spaltung. Die Wiedervereinigung 1928 war nur von kurzer Dauer.
1933/34 gründeten Josef Hoffmann und Clemens Holzmeister den „Neuen Werkbund Österreichs“. Mit der Machtergreifung des NS-Regimes in Österreich wurden alle bestehenden Künstlervereinigungen aufgelöst. Zugelassen war nur mehr der Wiener Kunsthandwerkverein.
Historische Entwicklung von 1934 bis 1945
Während des Krieges wurden Künstler des Wiener Kunsthandwerkvereins verpflichtet, in Heimarbeit Zubehör für die Rüstungsindustrie anzufertigen. Nach einem Bombentreffer im Wohnhaus von Josef Hoffmann sammelten Studentinnen der Kunstgewerbeschule die Zeichnungen aus dem Bombenschutt. Bei der ersten Ausstellung nach dem Krieg fehlte noch das Glas der Auslagenscheiben im Geschäft auf der Kärntner Straße. Daher wurden in die Bretter, mit denen das Lokal vernagelt war, Sehschlitze für die Passanten ausgeschnitten.
Historische Entwicklung ab 1946
Was den Kunsthandwerkern fehlte, waren aber nicht nur die Materialien, sondern auch eine funktionierende Organisation zur Präsentation und Vermarktung ihrer Produkte. 1948 entstanden daher die Österreichischen Werkstätten in der Nachfolge von Werkbund und Kunsthandwerkverein, quasi als Wiedergeburt der Wiener Werkstätte. Die Gründer, Josef Hoffmann, Oswald Haerdtl, John Backhausen jun., Hans Harald Rath, Carl Auböck und Karl Hagenauer knüpften an das Postulat der Wiener Werkstätte an, mit funktionellen Formen, guten Materialien und solider Handwerkskunst Schönheit in den Alltag der Menschen zu bringen.